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Der junge französische Innovator des Jahres will Wolkenkratzer aus durchscheinendem Holz schaffen (Industrie und Technologie)


Der gelernte Architekt Thimothé Boitouzet hat das Start-up Woodoo gegründet. Es baut Holz auf molekularer Ebene neu auf. © DR

„Industrie und Technologie“ von Juliette Raynal veröffentlicht am 14.04.2016 um 09.58 Uhr

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[Auszug]

„Die MIT Technology Review hat am Dienstag, dem 13. April, zehn junge französische Innovatoren unter 35 Jahren ausgezeichnet. Unter ihnen auch Timothée Boitouzet, der den Großen Preis des Innovators für das Jahr 2016 gewann. Als ausgebildeter Architekt meldete er eine Technologie zum Patent an, die das Holz nicht nur widerstandsfähiger, sondern je nach Art auch durchscheinend oder transparent macht.

Zweifellos ist Timothée Boitouzet ein besonders ambitionierter Unternehmer. Gestern Nacht von der MIT Technology Review zum Innovator des Jahres unter 35 Jahren gekürt, will dieser junge Architekt, der an der
Ecole nationale supérieure d’Architecture von Versailles, dem Kyoto Institute of Technology, in Harvard und amMIT studiert hat, nichts weniger, als das Material von morgen erschaffen. Dieses Material „ist ein magisches Holz“, verkündet er sofort mit einem breiten Lächeln.

Ein magisches Holz, weil es zwei- bis dreimal steifer, verrottungssicher, wasserdicht, feuerbeständiger, aber je nach verwendeter Essenz auch transparent oder durchscheinend ist. Um das Holz mit solch überraschenden Eigenschaften zu versehen, hat Timothée Boitouzet den Ansatz einer molekularen Rekonstitution gewählt. Ein erster Schritt ist die Entfernung des Lignins aus dem Holz durch die Verwendung von Säure und ionischen Flüssigkeiten. „Lignin ist das Element, das die Fasern zusammenhält. Es ist die Struktur“, erklärt er. Dann erkannte der Architekt schnell, dass das Holz zu 60 bis 80 % aus Luft bestand Der zweite Schritt war, „die Luft mit etwas Stärkerem zu füllen“, fährt Timothée fort. Dieses Etwas ist ein Biomonomer, ein Kunststoff natürlichen Ursprungs. Es wird anhand eines Autoklavs in das Holz integriert und verstärkt die atomaren Bindungen zwischen den Fasern. Das transparente oder durchscheinende Aussehen wird seinerseits durch die Cellulose erreicht, ein kristallines Material, das das Licht durchlassen kann.

Ein weiterer Vorteil: Dieses bionische Holz ist wirtschaftlich. „Wir rechnen mit 58 Euro pro Quadratmeter für eine Dicke von einem Zentimeter bei Kiefernholz“, sagt Timothée Boitouzet. Ihm zufolge sind es die Arten mit schwacher Konstitution, die am besten auf das Verfahren reagieren. „Diese Technik ermöglicht es uns, diese Arten zu verbessern und sie in Superholz zu verwandeln“, fügt er hinzu. Das Lignin könnte dann wiederverwendet und durch einen anaeroben Vergärungsprozess in Biokraftstoff umgewandelt werden.

Ein erstes Produkt auf Kickstarter Anfang 2017

Im vergangenen Dezember hat Timothée Boitouzet diese Technologie patentieren lassen und gleichzeitig sein Start-up Woodoo gegründet. Das junge Unternehmen mit Sitz in Paris beschäftigt vier Mitarbeiter und hat bereits mehrere Anwendungsmöglichkeiten identifiziert. Die erste ist, dieses bionische Holz für Möbel und Designelemente zu verwenden. Ein erstes Produkt wird Anfang 2017 auf der Kickstarter-Crowdfunding-Plattform gestartet. „Mit dieser Kampagne können wir an Sichtbarkeit gewinnen und unsere kommende Produktion vorfinanzieren“, kommentiert der Unternehmer. Denn Timothée Boitouzet will innerhalb von zwei Jahren das Baunebengewerbe erobern, d. h. Fassaden, Böden und Dächer. Auf diesem Markt ist er besonders an der Holzverkleidung interessiert.

Und innerhalb von fünf Jahren will das Start-up Woodoo auch Sektor der Holzbauten umkrempeln. „Mit herkömmlichem Holz können Sie keine sehr hohen Gebäude bauen. Über 12 Stockwerke hinaus gibt es Stabilitätsprobleme. Aber mit unserem viel steiferen Holz können wir Holztürme errichten“, sagt Timothée Boitouzet. Um solche Leistungen zu erzielen, muss das junge Unternehmen Wege finden, um die Holzscheiben immer dicker zu machen.

Neben diesem ungewöhnlichen Traum hofft der junge Innovator des Jahres, wieder an die soziale Rolle der Architekten aus den 50er und 60er Jahren anzuknüpfen. „Ihre Arbeit hat unsere Städte verändert, die Lebensbedingungen haben sich wirklich verbessert. Heute haben Architekten diese soziale Rolle größtenteils verloren, sie werden eher als Künstler gesehen“, bedauert er. […] „

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